Misstrauen
DAS FEHLZEITEN-GLOSSAR
Klassisches
Fehlzeiten-Management
Klassisches Fehlzeiten-Management
basiert auf Misstrauen.
Das ist zumindest meine Erfahrung.
Ich mache sie fest an Kunden-Aussagen wie zum Beispiel diesen hier:
- "Kann man diese krank-schreibenden Ärzten nicht irgenwie verklagen? Bei der Ärztekammer anzeigen, oder so?"
- "Was kann ich denn noch tun - jetzt wo sogar der MdK versagt hat?" (Medizinische Dienst der Krankenkassen; er überprüft die Arbeitsfähigkeit)
- "Wir können kein Home-Office anbieten. Da können wir die Leute ja erst recht nicht kontrollieren. Dann machen die blau."
Auch der Einsatz von Privatdetektiven gehört für mich in diese Kategorie.
Ebenso unangekündigte Hausbesuche.
Und in Bezug auf Führungskräfte alle möglichen Arten von Monitoring:
"Mit wem haben Sie wann gesprochen? Hier ist das Formular zum Ausfüllen."
Das Mindset dahinter entspricht dem Menschenbild X. Es demotiviert und lähmt die Entfaltungsfreude beim Gegenüber, wenn ihm unterstellt wird, dass es gar nicht krank ist und daher das Unternehmen hintergeht.
Natürlich kann es sein, dass Vertrauen missbraucht wird. Es gibt Menschen, die blaumachen und währenddessen die Einfahrt in ihrem Hof pflastern. Aber:
Grundsätzliches Misstrauen im Betrieb kränkt alle anderen. Man enttäuscht die Redlichen, nur um die 2% "Missbraucher" zu erwischen. Das lohnt sich nicht.
Denn dies ist die menschliche Reaktion auf Misstrauen und engmaschige Kontrollen:
Man sucht allein schon aus Rache fürs Misstrauen nach Schlupflöchern.
Die Bindung lässt nach.
Das Misstrauen wird bestätigt.
Als sich selbst-erfüllende Prophezeiung.
Dieser Teufelskreis kann auch in die andere Richtung gehen und zum Engelskreis werden.
Das lesen Sie im nächsten Kasten. Denn:
"Kontrolle ist gut - Vertrauen ist besser."
© Dr. Anne Katrin Matyssek
ZIEL-ORIENTIERTES POSITIVES
Fehlzeiten-Management (ZOFZM)
Ziel-orientiertes positives Fehlzeiten-Management basiert auf Vertrauen.
Es ist einfach konstruktiver, davon auszugehen, dass Menschen eine Arbeit angenommen haben, weil sie sie machen wollen. Niemand tritt einen Dienst an mit dem Vorsatz, möglichst oft blau zu machen.
Und wenn man merkt, dass zum Beispiel die Führungskraft einen Vertrauensvorschuss gewährt, sind die allermeisten Menschen bemüht, sich dessen würdig zu erweisen.
Ich bin ja der Meinung, man kommt am weitesten, wenn man davon ausgeht:
Fehlzeiten sind Vertrauenssache
Das macht sich an der Attestpflicht fest, natürlich. Aber eben auch an anderen Dingen. Das Mindset ist ein anderes.
Ungefähr so wie bei Goethe (sinngemäß):
"Behandle die Menschen, als wären sie besser als sie sind. Und du hilfst ihnen, besser zu sein als sie sind."
Oder mit Reinhard Sprenger gesprochen: "Vertrauen führt!"
Das ist in meinen Augen ein - auch bei Fehlzeiten - ziel-orientiertes Mindset, weil man den Menschen frei von Misstrauen begegnet.
Quasi einen Paradigmen-Wechsel zum Menschenbild Y.
Diese Kluft, die es dabei zu überspringen gilt (als erstes von HR, PE, BGM, HSE), zeigt sich exemplarisch beim Krankenrückkehr- versus Willkommensgespräch:
© Dr. Anne Katrin Matyssek