Chronische Erkrankungen

 DAS FEHLZEITEN-GLOSSAR 

Klassisches 
Fehlzeiten-Management

Im klassischen Fehlzeiten-Management werden chronische Erkrankungen ebenso wie Langzeit-Erkrankungen stiefmütterlich behandelt. Damit vergibt man Chancen.


Solange es sich nicht um eine arbeitsbedingte Erkrankung handelt, gelten sie offenbar als unbeeinflussbar und auch als unbeeinflusst:


"Da kann man nichts machen."


So als wären die Arbeitsbedingungen ohne Bedeutung für die Arbeitsfähigkeit, also - vereinfacht nach Ilmarinen - für die Fähigkeit, seiner Arbeit auch weiterhin nachzugehen. 


Dabei spielt es sehr wohl eine Rolle, wie im Betrieb damit umgegangen wird:


  • Darf man auch halb-fit erscheinen?
  • Wird Rücksicht genommen?
  • Muss man mit Ausgrenzung rechnen?

Es liegt auf der Hand, dass die Antworten auf diese Fragen auch die Fehlzeiten beeinflussen, und zwar ganz gehörig. Denn:

Chronische Erkrankungen sind weit verbreitet und die Ausfälle entsprechend groß: 

Laut dem Ärzteblatt (abgerufen: 17.06.21) leidet jeder Zweite in Deutschland daran.

Davon sind viele Menschen erwerbstätig. 
Und das heißt:

Sie bringen ihre chronische Erkrankung mit in den Betrieb.

Und je nach der Kultur, die sie dort vorfinden, werden sie öfter oder seltener fehlen.


© Dr. Anne Katrin Matyssek

ZIEL-ORIENTIERTES POSITIVES
Fehlzeiten-Management (ZOFZM)

Beim ziel-orientierten positiven Fehlzeiten-Management weiß man, wie verbreitet chronische Erkrankungen sind - und dass man im Betrieb damit umgehen muss.


Die Unterstützung wird hier im Idealfall nicht allein dem BEM überlassen. 

Stattdessen ist Aufklärung gefragt.

Auch damit Führungskräfte sich leichter in Betroffene hineinversetzen können.

Um das Verständnis für Menschen mit chronischen Erkrankungen zu stärken, empfehle ich Ihnen, die Seite des Projekts "Sag ich's?" von der Uni Köln.


Es liefert Betroffenen eine Unterstützung bei der Entscheidung über die Offenlegung ihrer chronischen Erkrankungen.

Eine weitere sehr gute Möglichkeit, um im Team für mehr Verständnis und größere Offenheit zu sorgen, ist die Selbsthilfe.


Wie dieses lange unterschätzte, faktisch aber höchst wertvolle Instrument sogar Ihr BGM unterstützen beitragen kann, lesen Sie in diesem Artikel über Selbsthilfe und BGM.

Grundsätzlich gilt es in Bezug auf chronische Erkrankungen zu bedenken:


Niemand (!) ist täglich zu 100% fit.


Auch deshalb möchte ich noch einmal für die Teilzeit-Krankschreibung plädieren.


Wie die Grafik unten zeigt, ist nicht nur dem Unternehmen damit mehr geholfen als mit der überholten Ganz-oder-Gar-nicht-Strategie. Auch der Betroffene profitiert davon. 

© Dr. Anne Katrin Matyssek

Chronische Erkrankungen machen die Teilzeit-Krankschreibung sinnvoll