Ich halte nicht viel von Argumenten-Aufhäufungen, das wissen Sie. Aber weil ich immer wieder nach Argumenten gefragt werde: Hier sind welche für mehr Wertschätzung.
Wenn der Gesundheitsfaktor Wertschätzung fehlt, leiden alle: die Beschäftigten, die Führungskräfte, die Produktivität – der Betrieb!
Wie können Sie für eine wertschätzendere Kultur im Unternehmen sorgen?
„Als Diplom-Psychologin weiß ich, dass Wertschätzung ein Gesundheitsfaktor ist – und auch über die Leistungsbereitschaft entscheidet. Es geht dabei nicht um mechanisches Loben, sondern darum, als Mensch wahrgenommen und geschätzt zu werden.“
Wo liegt das Problem?
Egal wohin man schaut – ob Unternehmen, Behörde, Ministerium – überall hört man dieselbe Klage: „Wir bekommen zu wenig Anerkennung. Für unsere Führungskräfte ist Wertschätzung ein Fremdwort. Die Mitarbeitenden fühlen sich nicht als wichtigstes Kapital.“ Das zeigen die Mitarbeiterbefragungen. Und das erzählen auch die Beschäftigten, aber auch Führungskräfte in Gesprächen.Diese empfundenen Wertschätzungsdefizite sind ein Problem! Sie haben handfeste Nachteile für die Behörden und Unternehmen:
- Die Qualität der Leistung ist nicht so, wie sie sein sollte.
- Daher ist die Produktivität nicht so hoch, wie sie sein könnte.
- Die Arbeitsfähigkeit leidet, insbesondere bei älteren Beschäftigten (Prof. Ilmarinen).
Und sie sind ein Problem für die Beschäftigten selbst:
- Das Arbeiten macht nicht mehr so viel Freude.
- Man fühlt sich nicht mehr so wohl am Arbeitsplatz.
- Wenn man sich aufregt über Anerkennungsmangel, ist das nicht gut für die Gesundheit:
- Die Muskelanspannung steigt
- Der Blutdruck schießt in die Höhe
- Die Pulsfrequenz geht nach oben
Das kann dauerhaft dem Herz-Kreislauf-System schaden. Und auch die Psyche leidet: Man fühlt sich wertlos, mutlos, hat wenig Lust auf Neues – einfach weil die Bestätigung, die Anerkennung fehlt.
Wertschätzung ist eben ein Gesundheitsfaktor.
Es leiden also beide Seiten – der Betrieb und der Mitarbeiter / die Mitarbeiterin. Und als dritte Seite leidet auch die Führungskraft, wenn gegenseitige Wertschätzung fehlt:
- Sie kann ihre Ziele nicht mehr gut erreichen.
- Die Zusammenarbeit in ihrem Team klappt nicht mehr so gut; damit steht sie vor Kollegen schlecht da.
- Missverständnisse sind häufiger, weil die Mitarbeitenden sich schneller gekränkt fühlen; die Führungskraft fühlt sich, als lägen überall Tretminen versteckt und als bestünde das halbe Team nur aus Mimosen, die ständig beleidigt sind, egal was sie tut.
Damit gibt es 3 leidtragende Instanzen: den Betrieb in wirtschaftlicher Hinsicht; die Führungskraft in wirtschaftlicher und emotional-menschlicher Hinsicht; und die Beschäftigten in emotional-menschlicher und gesundheitlicher Hinsicht. Burnout-Quoten häufen sich, psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch – und überall heißt es: Wertschätzungsmangel ist eine Mit-Ursache.
Wertschätzung = zwischenmenschlicher Arbeitsschutz
Auch für einen modernen Arbeitsschutz und für ein ganzheitlich ausgerichtetes Gesundheitsmanagement ist Wertschätzung unverzichtbar. Denn BGM wird nur dann angenommen, wenn die Beschäftigten sich auch in anderer Hinsicht wertgeschätzt fühlen. Die meisten Menschen fänden es prima, wenn man in ihrem Betrieb wertschätzender miteinander umginge. Wenn die Leute sich morgens auf die Arbeit freuen würden. Wenn alle sich wohlfühlen würden am Arbeitsplatz: in ihrem Team und mit ihrer Führungskraft.
- Dann würden die Kollegen Krankschreibungen nicht ausnutzen sondern gern wieder zum Job kommen, sobald sie wieder fit sind.
- Dann würden die Älteren sich als wertvolle Teile des großen Ganzen fühlen.
- Und schließlich hätte jede/r Freude daran, sich am Arbeitsplatz voll einzubringen und zu entfalten.
Eine gesündere Kultur bringt Vorteile für alle.
Leider gibt es keinen Knopf für mehr Wertschätzung.
Und es nützt auch nichts, Führungskräften einzubläuen: „Ab jetzt führt ihr gefälligst mit Wertschätzung, sonst setzt’s was!“ Das hilft nicht. Aber man kann Menschen Lust machen, sich wertschätzender gegenüber sich und anderen zu verhalten. Im einfachsten Fall geht man selbst als gutes Beispiel voran.
Wie bringen Sie mehr Wertschätzung in den Betrieb?
Ihre Vorbild-Funktion ist unerlässlich, wenn Sie die Wertschätzung im Unternehmen voranbringen möchten. Ich habe Ihnen hier ein paar Basis-Empfehlungen zusammengestellt.
Tipps für mehr Wertschätzung: |
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Daneben gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, mit denen Sie die Wertschätzung im Betrieb voranbringen können. Dabei geht es letztlich auch um die spannende Frage:
Die Kultur verändern? Oder die Führungskräfte? Beides!
Aber beides geschieht nicht von heute auf morgen. Es gibt meiner Erfahrung nach keine Lösungen, die auf Knopfdruck funktionieren. Und ich bin immerhin seit 17 Jahren in diesem Bereich tätig – Wertschätzung als Basis des zwischenmenschlichen Umgangs war in fast allen Unternehmen ein Thema. Oft allerdings eher unterschwellig – weil die Kultur noch nicht so weit war, dass man offen darüber sprechen konnte. Und weil die Führungskräfte dementsprechend vorsichtig waren.
Bevor ich zu meinem Buch-Tipp für Sie komme, sind hier noch 2 Links, die für Sie interessant sein können:
Meine Empfehlung an Sie als Fazit aus den oben beschriebenen Erfahrungen lautet: Schrauben Sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch. Beginnen Sie mit kleinen Schritten. Und bauen Sie darauf, dass aus den kleinen Schritten ganz von selbst große werden, denn:
Wertschätzung ist ansteckend wie ein Virus 🙂
Sie haben Lust auf diese ersten kleinen Schritte? Wunderbar!
Dann schauen Sie sich am besten direkt dieses Buch an:
Wertschätzung im Betrieb. Impulse für eine gesündere Unternehmenskultur
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