Gefährdungsbeurteilung? Ich sage Ihnen, was dabei herauskommt … Naja, das ist so natürlich ein bisschen übertrieben. Aber:
Das Ergebnis bei jeder mir bekannten Gefährdungsbeurteilung
… und auch fast jeder Mitarbeiterbefragung ist identisch. Das ist zumindest meine Beobachtung. Denn wann immer man mit Menschen in Betrieben ins Gespräch geht und sich wirklich für ihr Befinden am Arbeitsplatz interessiert (statt nur Punkte abzuhaken), steht am Ende dieselbe Erkenntnis:
„Unsere Führungskräfte müssen gesund führen“
Der Aufwand zur Ermittlung dieses Fazits ist bei der – gesetzlich vorgeschriebenen – Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (GB Psych) oft enorm. Und auch Mitarbeiterbefragungen kosten Zeit und Geld und Aufwand. Die GB Psych müssen Sie ja machen. Ansonsten würde ich sagen:
„Den Aufwand können Sie sich sparen …“
Aber natürlich hat sich der Gesetzgeber etwas Gescheites dabei gedacht, als er die Pflicht zur GB Psych einführte. Und Sie können das Ergebnis für sich nutzen: Da ist nämlich Schwarz auf Weiß fürs Unternehmen belegt, dass Führung wichtig ist für Arbeitssicherheit und Gesundheit.
Manchen zahlenwütigen Vorstand können Sie vielleicht damit überzeugen, aktiv zu werden.
Also zumindest in dem Sinne, dass er der HR-Abteilung einen Auftrag erteilt. Aber wofür eigentlich? Der etwas sperrige Ausdruck „Gesund Führen“ sorgt bei vielen Vorständen dafür, dass sie von ihren letzten Marathon-Zeiten berichten. Das habe ich früher mehrfach erlebt …
Sportliche Höchstleistungen sind aber nicht gemeint!
Das ist ein schöner Ansatzpunkt, um mit diesen Führungskräften ins Gespräch zu kommen. Also nutzen Sie das ruhig! Aber das ist es nicht, was Mitarbeitende meinen, wenn sie in der Gefährdungsbeurteilung die Beschwerde äußern: “Wir werden nicht gesund geführt.”
Gemeint ist die Gestaltung des zwischenmenschlichen Umgangs …
Dazu gehört auch die gesundheitsgerechte (im ersten Schritt: nicht krank-machende) Gestaltung von Arbeitsorganisation, Arbeitsinhalt, Arbeitsmitteln und Arbeitsumgebung. Auf alle diese Faktoren nehmen Führungskräfte Einfluss. Auf eine solche Reflexion müssen Führungskräfte sich einlassen.
Und wie gewinnen Sie nun die Führungskräfte im Unternehmen für gesundheitsgerechte Führung?
Indem Sie sie einladen, bei sich selbst zu beginnen. Um zahlen-fokussierte Leitungskräfte ins Boot zu holen, zitieren Sie vielleicht zum Einstieg ein paar Studien. Damit belegen Sie den Zusammenhang von Führung und Gesundheit. Aber dann leiten Sie über zum Be- und Überlastungsempfinden der Führungskräfte selbst.
SelfCare als wichtiger Ansatzpunkt, wenn die nächste Gefährdungsbeurteilung andere Ergebnisse haben soll
Nach diesem Auf-sich-selbst-schauen-Dürfen sind die Führungskräfte bereit, sich auch mit der Führung ihres Teams zu beschäftigen. Erst dieser kleine wichtige Umweg macht dann den Weg frei dafür, dass die Ergebnisse der nächsten Gefährdungsbeurteilung anders aussehen.