Arbeitsfähigkeit

 DAS FEHLZEITEN-GLOSSAR 

Klassisches 
Fehlzeiten-Management

"Arbeitsfähigkeit ist die psychische und körperliche Fähigkeit eines Arbeitnehmers, die ihm zugewiesenen Arbeitsaufgaben erfolgreich zu bewältigen. Gegensatz ist die Arbeitsunfähigkeit." (Wikipedia)

Im klassischen Fehlzeiten-Management ist Arbeitsfähigkeit strikt dichotom. Das heißt, es gibt nur zwei Möglichkeiten:

Entweder man ist zu 100% arbeitsfähig oder man ist zu 100% arbeitsunfähig. 

Diese Sichtweise verschenkt Reserven.


Zudem widerspricht sie der Realität und auch der subjektiven Einschätzung:

Den meisten Menschen ist nämlich bewusst, dass man sich letztlich immer zwischen den beiden extremen Polen befindet.


Hinzu kommen Fehl-Annahmen, die mit dem dichotomen Modell in der Praxis oft implizit einhergehen: Wer nicht da ist, ist zu 100% krank. Oder aber er ist arbeitsunwillig. Hier sehen viele "klassischen" Fehlzeiten-Senker eine weitere Dichotomie ("der will nicht oder der kann nicht").

Und die zweite Fehlannahme lautet: "Wer da ist, ist zu 100% gesund.


Beides ist Unsinn: Man kann auch gesund daheim sein. Und es gibt genug Menschen, die sich krank zur Arbeit schleppen.


Die rechtliche Regelung des "gelben Scheins" als Krankschreibe-Verfahren unterstützt diese schematische Denke zusätzlich
(AU = krank = nicht da).


Die Grafik hier unten verdeutlicht diese vereinfachte Sicht der Dinge. Meiner Meinung nach verhindert sie einen ziel-orientierten Umgang mit Fehlzeiten. Die Produktivität als eigentliches Ziel-Kriterium gerät dabei aus dem Blick. Bei Vorlage eines gelben Scheins gilt der Fall als "erledigt":  "Die Schmidtke ist AU, da kann ich ja nix machen."

© Dr. Anne Katrin Matyssek

ZIEL-ORIENTIERTES POSITIVES
Fehlzeiten-Management (ZOFZM)

Das ziel-orientierte positive Fehlzeiten-Management basiert auf der Grundannahme, dass es nicht nur "gesund oder krank" gibt. Und auch nicht nur "AU oder Nicht-AU". Stattdessen gilt:

Es gibt einen gestaltbaren Spielraum dazwischen. Oder anders ausgedrückt: 


Die betriebswirtschaftliche Reserve liegt zwischen den beiden Extremen.


Meine Erfahrung damit:

Genau da können Führungskräfte ansetzen. 

Ein Mensch, der nach einer Warzen-Entfernung zu 10% gesundheitlich eingeschränkt ist, kann vielleicht nicht tippen. Aber er kann andere Teile seiner Arbeit durchaus erledigen - trotz der AU-Bescheinigung vom Arzt. 


Und wenn das Verhältnis zur Führungskraft und zum Team positiv ist, dann macht dieser Mensch das auch. Aber nur sofern die Führungskraft sich ihrerseits von der dichotomen Sichtweise verabschiedet.


Wer arbeitsunfähig (AU) ist, ist nicht automatisch abwesend. Und wer krank ist, ist nicht automatisch arbeitsunfähig. 


Unser aktuelles Gesundheitssystem kennt nur Vollzeit-Krankschreibung. Es mehren sich aber die Stimmen, die erkannt haben, dass eine Teilzeit-Krankschreibung sinvoll ist. 

Ältere Beschäftigte sind oft sehr wohl arbeitsfähig. Aber oft eben nur für ein paar Stunden am Tag. Dies ändert sich aber von Tag zu Tag.


Meine feste Überzeugung lautet:

 Der demografische Wandel und auch die Verschiebung des Fehlzeiten-Geschehens hin zu Langzeit- und psychischen Erkrankungen wird die

Teilzeit-Krankschreibung auch in Deutschland möglich machen. Damit schaffen wir echte Anwesenheit - ganz ohne Anwesenheitsprämien ... Mehr dazu lesen Sie in diesem Blog-Beitrag.

© Dr. Anne Katrin Matyssek

Arbeitsfähigkeit - Implikationen des Konzepts