In der Reihe "Menschen im BGM" wird heute Barbara Csellich vom Landkreis Altötting vorgestellt: "Der Newsletter ist mein Lieblingsbaby."
Newsletter im BGM
Interview mit Barbara Csellich – Von der Chef-Sekretärin zur Vollzeit-BGMlerin
Ich war sehr daran interessiert, Frau Csellich zu interviewen, denn ich kenne seit vielen Jahren ihren Newsletter “G’sundheit!”, der in dieser Form einzigartig ist – und perfekt geeignet, um auch Gesundheitsmuffel für das Thema Gesundheit zu begeistern. Dass das Landratsamt Altötting obendrein eine Exzellenz-Auszeichnung des Deutschen Unternehmenspreises Gesundheit bekommen hat, belegt, dass auch andere Menschen hier eine Fundgrube für BGM entdeckt haben.
Frau Csellich stammt aus Österreich. Sie ist gelernte Büro- und Industriekauffrau. Früher hat sie als Zolldeklarantin gearbeitet und nebenher immer schon Pressearbeit betrieben. Vor vierzehn Jahren wurde sie Chefsekretärin des Landrats von Altötting – dass eine Österreicherin so eine Stelle übernimmt, sorgte nicht überall für Begeisterung. Nach zehn Jahren im Vorzimmer des Landrats machte sie noch eine Ausbildung zur Präventions- und Gesundheitsmanagerin und schuf mit diesem Wechsel auch gleich eine ganz neue Stelle im Haus. Im Interview erzählte sie von ihrem Weg von den Anfängen bis zur Jubiläumsausgabe ihres Newsletter. Diese 25. Ausgabe finden Sie hier als pdf verlinkt.
Wie kamen Sie auf die Idee mit dem Newsletter?
Ich wollte wissen, ob das Thema Gesundheit in unserem Haus auf Interesse stößt. 2010 habe ich sozusagen als Initialzündung einen Gesundheitstag organisiert. Mit einem Fahrsimulator, mit Fußreflexzonenmassage, Ernährungsparcours mit Stress-, Seh- und Hörtests und ganz vielen weiteren Aktionen. Das war am 11.11. – aber kein Faschingsscherz ;-).
Nach diesem Gesundheitstag habe ich so viel Lob erfahren wie nie. Die Resonanz war überwältigend – alle waren begeistert.
Ich habe an dem Tag durch Feedbackbögen erfassen lassen, was die Leute sich wünschen. Die Evaluation der Veranstaltung ergab: 74 % waren sehr interessiert an betrieblicher Gesundheitsförderung.
Nach dem Gesundheitstag dachte ich: „Jetzt musst du liefern!“ Und weil ich immer schon gern Pressearbeit gemacht habe, kam mir im Jahr darauf die Idee mit dem Newsletter.
Und jetzt feiert unser Magazin schon Jubiläum: im Oktober ist die 25. Ausgabe erschienen.
Was ist das Besondere an Ihrem Newsletter?
Das ist die breite Streuung der Themen. Es gibt Rezepte, Tipps, natürlich Hinweise zu BGF- und BGM-Veranstaltungen, die Sparte „Gut zu wissen“, aber auch eine weise Kurzgeschichte und Sinnsprüche. Der Stellenwert innerhalb des BGM ist sehr hoch. Die Leute warten darauf. Viele drucken ihn aus, zum Teil für Familienmitglieder. Auch viele Männer sagen: „Es ist immer irgendwas dabei, was man mitnehmen kann“.
Mein Magazin ist nicht unbedingt Hochglanz oder besonders raffiniert.
Ich mache ja alles alleine – praktisch mit Hammer und Meißel, aber es kommt trotzdem ganz gut an, weil es das vorher nicht gab.
Sogar die Krankenkassenvertreter bestätigen mir, dass diese Form der Mitarbeiter-Information keiner ihrer Firmenkunden hätte. Mein Magazin ist ja nur für die Mitarbeiter gedacht, aber die Kassen dürfen eine Werbung schalten, wenn sie mir dafür eine Maßnahme sponsern oder kleine Geschenke für die Verlosung beim Preisrätsel geben. Dann sende ich ihnen das Magazin auch. Einige haben sich daraus schon Anregungen für ihre Angebote geholt. Zum Beispiel meine Idee mit den Schrittzählern. Die hat eine Krankenkasse nun in ihr Programm aufgenommen. Sie hatte damals aber auch die Schrittzähler gesponsert, als ich mit meiner Idee ankam.
Das Magazin erscheint jeden zweiten Monat und ich stelle es bei uns ins Intranet oder für die Mitarbeiter, die keinen PC haben (z. B. Reinigungskräfte), drucke ich immer ein paar Exemplare aus. Außerdem hängt eine Ausgabe am Schwarzen Brett, von wo sie regelmäßig verschwindet 🙂 … was ja ein gutes Zeichen ist. Der Newsletter ist über die Jahre immer umfangreicher geworden – inzwischen sind es schon fast 50 Seiten.
Die Titelbilder mache ich sehr oft selbst – es sind meistens Motive aus dem Landkreis und Umgebung, damit sich die Leute darin wiederfinden. Ich versuche immer aktuelle Nachrichten aufzugreifen. Auch Ideen von Kollegen möchte ich gern integrieren, aber das ist eher selten. Dafür gibt die Rubrik „Von Kollegen für Kollegen“.
Wenn Sie sagen, es kämen nur wenige Ideen von Kolleginnen und Kollegen, klingt das ein bisschen, als wären Sie enttäuscht.
Nun, es sollte ja ein „Mitmach-Magazin“ sein und anfangs habe ich bestimmt mehr erwartet. Aber die Leute lassen sich wohl lieber unterhalten …
Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Kommunikation ist das A und O. Man muss mit den Leuten reden, Bedürfnisse ernst nehmen. Die Leute müssen merken: „Die kämpft für uns nach allen Seiten“. Zum Beispiel für Kühlschränke in den Stockwerken oder für separate Personal-WCs. Darauf hatten die Leute vorher jahrelang vergeblich gewartet. Als ich mich dafür eingesetzt habe, ging es dann ganz schnell. Die Leute gewinnen Vertrauen. Und sie haben gemerkt, ich nehme das ernst, was sie mir sagen. Daran liegt mir sehr viel.
Schon Kollegen und Kolleginnen von früheren Arbeitsstellen sagten immer „du bist unser Sonnenschein“ oder „seit du da bist, ist das Klima besser“. Der richtige Ton ist mir wichtig, aber auch ein bisschen Benimm. Ein früherer Kollege hat mal gegrummelt:
„Seit die da ist, müssen wir bitte und danke sagen!“
Mein Budget ist eher bescheiden – 4 000 Euro. Aber meine Strategie ist das „Schnorren“ und Handeln: Zum Beispiel dürfen die Krankenkassen in meinem Newsletter werben, aber dafür müssen sie mir auch etwas liefern. Und weil der Newsletter so beliebt ist, funktioniert das gut. BGM ist bei uns keine Stabsstelle. Die Stelle ist angesiedelt in der Haupt- und Personalverwaltung. Idealerweise sollte BGM ja nicht unterstellt sein.
Wir haben keine Kantine. Aber wir haben eine Rezeptdatenbank im Intranet.
Wie kamen Sie überhaupt zum BGM?
Seit über 30 Jahren interessiere ich mich für Gesundheit und ich wollte schon als Kind einen Beruf in dieser Branche. Doch vorher ergab sich das irgendwie nie und ich war ja auch hier im Amt fast 10 Jahre im Vorzimmer des Landrats als Chefsekretärin. Eine Kollegin des Gesundheitsamtes machte mich auf ein Handbuch des Sozialministeriums aus dem Jahr 2003 aufmerksam. Dort wurde die Einführung eines BGM für den öffentlichen Dienst empfohlen. Das lag schon jahrelang bei uns herum, aber keiner hatte die Zeit, sich darum zu kümmern. Ich habe mich dann bei den Vorzimmerkolleginnen in anderen Landratsämtern in Oberbayern umgehört. Manche hatten schon davon gehört, aber kaum einer hatte sich bisher damit beschäftigt. Nur Starnberg hatte eine halbes Jahr zuvor damit angefangen. Zwischen Starnberg und Altötting gibt es so eine Art kleine Rivalität, wer besser ist. Das konnten wir also so nicht hinnehmen. 🙂
Nach drei Monaten Recherche bin ich zum Landrat gegangen und habe ihm gesagt: „Wir müssen BGM machen – der Starnberger Landrat hat das dort auch eingeführt!“ Daraufhin sagte unser Landrat: „Dann machen Sie mal!“ Mir war wichtig, dass der Landrat signalisiert: Er steht dahinter. Und das tut er von Anfang an.
Dann bin ich zum Personalchef und zum Personalrat gegangen. Sie waren skeptisch, ob da überhaupt jemand mitmachen würde. Aber ich war optimistisch und habe den Gesundheitstag geplant. Das war Ende 2010. Ich habe dann den Steuerungskreis Gesundheit gegründet und auch die Personalratsvorsitzende, den Kollegen vom Arbeitsschutz, die Schwerbehindertenvertretung sowie Betriebs- und Amtsarzt dazu geholt. Im Sommer 2011 hatten wir eine Mitarbeiterbefragung. Die Ergebnisse wurden dann im Herbst im ersten Führungskräfteseminar aufgearbeitet.
Die Führungskräfte sagten: „Das war neu, dass wir auch auf uns schauen sollen.“
Eine Empfehlung aus den Führungskräfteseminaren lautet zum Beispiel, dass die Führungskräfte morgens durch ihr Team gehen und richtig kommunizieren sollen, was sie von den Beschäftigten erwarten – wertschätzend und freundlich. So schafft man Transparenz.
Ich habe es selbst in Firmen erlebt: Da brüllt der Chef Aufträge in den Raum, verkriecht sich dann wieder in seinem Büro. Ängstliche Mitarbeiter kauen auf den Fingernägeln und fangen vor lauter Verunsicherung gar nicht erst an zu arbeiten, weil sie nicht genau wissen, was sie genau machen sollen und bis wann. Dann kommt der Chef raus, sieht die Ergebnisse, explodiert, hat selbst überhöhten Blutdruck, denkt, dass er nur von Idioten umgeben sei. Und das alles bloß, weil er nicht sagt, was er wann will. Wenn er aber für Transparenz sorgt und die Mannschaft hinter ihm steht, dann kann sie in schwierigen Zeiten sogar für ihn eine Stütze sein. Ein Betrieb ist immer nur so gut wie seine Mitarbeiter und nicht wie sein Chef.
Meine Empfehlung lautet: „Sei freundlich beim Aufstieg, denn man könnte sich beim Abstieg wieder sehen.“
Mir ist auch wichtig, dass die Leute die Reinigungsfrauen begrüßen. Diese Kolleginnen und Kollegen werden oft einfach übersehen. Nur, wenn nicht geputzt ist, das fällt dann schon auf! Da mir die Reinigungskräfte, die Bauhofmänner und die Mitarbeiter vom Wertstoffcenter sehr am Herzen liegen, habe ich sie in eine Pilotgruppe für eine Präventionsmaßnahme aufgenommen. Diese Menschen besuchen keinen Rückenkurs, aber eine einwöchige Kur ist genau das Richtige für sie. Sie waren die Ersten, die das Programm in Kliniken der Deutschen Rentenversicherung in Starnberg und Bad Reichenhall mitgemacht haben. Wir haben dies im Verbund mit anderen Firmen aus anderen Branchen gemacht, damit auch klein- und mittelständische Betriebe die Chance darauf haben, denn es müssen immer 15 Leute in einer Gruppe sein. Man kann ja nicht ganze Abteilungen oder Firmen lahmlegen – deshalb diese Verbundidee. Das Beste daran ist aber, dass diese neunmonatige Maßnahme zu 100 % von der Deutschen Rentenversicherung (rund 1.400 Euro pro Person) bezahlt wird. Die Pilotgruppe war begeistert und mittlerweile haben wir das Programm auch auf die Angestellten ausgerollt. Sie müssen dazu keinen Urlaub nehmen und an Kosten müssen sie lediglich die zehn Euro Klinikgebühr pro Tag bezahlen. Neun Monate später gibt es ein Refresher-Wochenende und alle vier Jahre können sie diese Maßnahme wiederholen. Die Auswertung der Pilotgruppe ergab bis jetzt: Die Leute sind beweglicher geworden, haben ausnahmslos alle abgenommen und viel in Sachen Ernährung gelernt. Sogar die Blutwerte haben sich gebessert. Ein voller Erfolg auf der ganzen Linie!
Worauf sind Sie besonders stolz?
Neulich zum Beispiel hatten wir eine Venenaktion. In einem Venenbus konnten sich die Leute ihren Durchfluss messen lassen. 18 Beschäftigten wurde empfohlen, einen Phlebologen aufzusuchen. Die hatten vielleicht schon gemerkt, dass nicht alles in Ordnung ist, aber dass es da wirklich Handlungsbedarf gibt, dazu bekamen sie nun den letzten Anstoß.
Bei einem Gesundheitstag hatte ein junger Mann den schlechtesten Sehtest. Der hat erst an dem Tag erfahren, dass es nicht an der langen PC-Arbeit liegt, wenn er abends beim Autofahren nicht gut sieht. Er wäre nicht von selbst auf die Idee gekommen, dass er tatsächlich eine Brille braucht. Oder eine junge Frau, die das schlechteste Ergebnis im Stress-Test hatte. Bei so einem Ergebnis muss man natürlich intern schauen, dass sie eine andere Stelle bekommt, die ihr mehr entspricht. Ein Sachgebietsleiter hat innerhalb eines Jahres 15 kg abgenommen und hat dies auf eine Messung an einem unserer Gesundheitstage zurückgeführt. Er wurde wachgerüttelt, als er seine Werte sah.
Wenn wir auch nur einen Beschäftigten davor bewahren können, ernsthaft krank zu werden, dann hat sich die Aktion schon gelohnt.
Und es freut mich auch sehr, dass zum Beispiel unser Qi-Gong-Kurs so gut ankommt, dass die Leute seit vier Jahren eigenständig mit der Trainerin absprechen, dass der Kurs in der Sommerpause weitergeführt wird. Aber auch unser Landrat spielt dabei mit: Wir haben nämlich keinen eigenen Raum für diesen Kurs, sondern der Chef stellt dafür das Zimmer zur Verfügung, das eigentlich für Ehrungen vorgesehen ist.
Wie haben Sie es geschafft, Gesundheitsmuffel zu Gesundheitsfans zu machen?
Die Leute müssen selbst ausprobieren können. Ich habe auch selbst viel mitgemacht in Sachen Gesundheit, daher weiß ich, wovon ich rede. Ich empfehle nichts, was ich nicht selbst ausprobiert oder „durchlitten“ habe.
Frauen sind ja ohnehin offen für Neues. Bei Männern ist das anders: So schnell kannst du gar nicht gucken, wie die weg sind, sobald sie das Wort „Gesundheit“ hören.
Männer muss man anders ansprechen als Frauen. Wenn die Frau zum Mann sagt, mach doch mal Yoga, dann hält er Yoga für Frauenkram. Wenn aber ein Kollege (ein männlicher Kollege) Yoga empfiehlt, dann ist das Interesse plötzlich da. Am besten ist es sowieso, wenn er denkt, er wäre selbst auf die Idee gekommen einmal Yoga auszuprobieren. Männer müssen das Gefühl haben es war der eigene Einfall und sie werden von niemanden dazu gedrängt.
So konnte ich zum Beispiel für die Stoffwechselmessung einen jungen Poststellen-Kollegen gewinnen. Er wollte Gewicht verlieren und war auch gesundheitlich nicht fit. Nach der Messung hat er das seinem Kollegen erzählt und der wollte dann natürlich auch über seinen Stoffwechsel Bescheid wissen. Weil die Poststelle die Anlaufstelle im Haus ist, haben auf diese Weise viele männliche Kollegen davon erfahren und dann nach einem Termin gefragt. Natürlich hatte ich vorher schon mehrmals über E-Mails und im Magazin Werbung dafür gemacht. Das haben aber wohl nur die Frauen im Haus gelesen ;-). Nachdem die Kollegen der Poststelle aber den Anfang machten, konnte ich mich plötzlich gar nicht mehr vor Anfragen retten.
Daran sieht man ganz deutlich: Männer brauchen den Wettkampf. Wenn die sich mit anderen messen und vergleichen können, machen sie auch mit.
Was treibt Sie persönlich an?
Ich will abends beim Heimgehen das Gefühl haben, ich habe etwas bewirkt. Wenn einer von mir weggeht, sollte er sich besser fühlen als vorher.
Ich war in der Schule immer schon Klassensprecherin, obwohl ich gar nicht wollte. Ich empfinde das als große Ehre, wenn Leute mir aus ihrem Leben erzählen und mich um Rat fragen. Vertrauen ehrt mich. Ich mag es gern, wenn sich alle in meiner Umgebung wohlfühlen.
Und ich mache sehr gern Pionierarbeit.
Ich bin sehr harmoniesüchtig. Aber manchmal muss man sich leider unbeliebt machen, um Respekt zu bekommen. Wer immer nett und freundlich ist, wird oft nicht ernst genommen. Da muss man dann Durchsetzungsvermögen beweisen, denn schlussendlich macht man es ja, um etwas zu verbessern. Ich war in meinen früheren Jobs immer unter Männern – da lernt man wegzuhören.
Ich möchte ebenso Vorreiterin für die Kommunen sein, weil die Belegschaft doch fast überall überaltert ist. Auch die Bürgermeister müssen sehen: „Wenn ich mich nicht kümmere, bin ich bald allein in diesem Rathaus!“
„Kein Mensch ist alleine stark“ – Dieses Zitat habe ich von Ihnen. Wer unterstützt Sie?
Ich erhalte viel Unterstützung durch unseren Landrat. Und auch durch den Personalchef. Er war früher ein großer Skeptiker. Er ist auch von Anfang in unserem Steuerungskreis dabei. Aber erst durch die Teilnahme an einer unserer Gesundheitsaktionen vor zwei Jahren kam der Personalchef zu dem Schluss: „Ihre Arbeit wirkt wirklich nachhaltig“. Darüber freut er sich nun selbst auch und ist ein bisschen stolz, dass uns auf diesem Gebiet oft seine Kollegen aus dem anderen Ämtern beneiden. Und ich bin sehr glücklich darüber, dass die Leute bei uns im Haus mit immer größerer Begeisterung bei den Angeboten mitmachen und ihr Gesundheitsbewusstsein größer wird.
Ich bewahre Steuergelder, denn wenn ein Mitarbeiter arbeitsfähig, mit Freude bei der Arbeit und entspannt ist, dann kommt das auch dem Bürger zugute.
Die Arbeit geht schneller, die Qualität wird besser. Wenn jemand auf die Idee kommen sollte zu kritisieren, dass im Landratsamt jetzt „Wellness“ gemacht wird, dann habe ich eine ganz einfache Rechnung für solche Leute: Ein AU-Tag kostet bei einer Führungskraft bis zu 300 € am Tag, bei Mitarbeiter immerhin zwischen 50 und 200 €. Wenn man die Menschen durch eine Massage oder Präventionsmaßnahme arbeitsfähig hält, spart man damit ein Vielfaches an Steuergeldern gegenüber den Kosten einer solchen Maßnahme.
Hatten Sie anfangs Zweifel? Wie haben Sie die überwunden?
Ich selbst hatte nie einen Zweifel, dass ein Betriebliches Gesundheitsmanagement für unser Haus der richtige Weg ist. Natürlich gab es Leute, die der Meinung waren, dass dies total überflüssig sei und es nur noch mehr Arbeit für die Führungskräfte bedeuten würde. Vorher Chefsekretärin – jetzt plötzlich Gesundheitsmanagerin. Das hat sicherlich einige irritiert. Mittlerweile denke ich aber, dass der Letzte verstanden hat, dass dies zum Wohle aller ist.
Deshalb ist es auch so wichtig, die Führungskräfte von Anfang an zu schulen und im Boot zu haben. Sonst geht man unter, weil sie natürlich sehr dagegen arbeiten könnten. Diese Erfahrung musste ich zum Glück bei uns nicht machen. Ich weiß aber von anderen BGM-Kollegen, dass diese einen sehr schweren Stand haben, weil sie anfangs die Führungskräfte außen vor ließen.
Wo haben Sie Ihre Ausbildung zur Gesundheitsmanagerin gemacht?
Ich war im allerersten Kurs der TÜV-Süd-Akademie in München dabei. Das war im Herbst 2011. Der BGM-Boom kam erst ein Jahr später richtig auf. Plötzlich war BGM in den Medien ganz groß vertreten. Es war mir sehr wichtig eine Ausbildung zu machen, denn ich wollte das alles professionell haben. Nicht nur ein paar Kurse anbieten, sondern auch über den gesetzlichen Hintergrund Bescheid wissen und wie man zu Kennzahlen kommt und das Ganze dann auswertet und evaluiert – also ein richtiges BGM-System aufbaut. Es ist ja in Deutschland immer sehr wichtig, dass alles zertifiziert ist. Ich habe vier Prüfungen abgelegt und bin somit zertifizierte Präventions- und Gesundheitsmanagerin. Ich bilde mich immer noch weiter, mache diese Kurse aber in meiner Freizeit, weil sie mir persönlich wichtig sind.
Und was tun Sie für Ihre eigene Gesundheit?
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich – wie viele andere auch, die sich mit „Gesundheit“ geschäftigen – mir selbst oft nicht die Zeit in dem Maße dazu nehme, wie man es eigentlich sollte.
Ich achte aber auf meine Ernährung und mache seit über 10 Jahre Yoga. Seit meiner Ausbildung zur Hypnosetherapeutin wende ich die Techniken zur Entspannung auch bei mir an. Leider überschreite ich aber oft meine körperlichen Grenzen, indem ich manches Warnsignal ignoriere, weil ich mich manchmal zu sehr für unverwüstlich halte. Das büße ich dann wieder, indem sich die Wehwehchen mit zunehmendem Alter dann eben länger breit machen …
Ich habe aber (bisher noch) eine sehr gute Regenerationsfähigkeit. Wenn ich etwas kürzer trete und meine Entspannungstechniken anwende, kann ich mich danach wieder mit Volldampf in die nächste Aufgabe stürzen. Ich mag es einfach, wenn ein bisschen was los ist 🙂
Ganz herzlichen Dank für diesen super-spannenden Einblick in Ihre Arbeit, liebe Frau Csellich!
Mein Fazit:
Newsletter im BGM sind sehr gut geeignet, um auch solche Menschen für Gesundheit zu gewinnen, die dem Thema eher ablehnend gegenüber stehen – zumindest wenn die Inhalte des Newsletters so breit aufgestellt sind wie in dem des Landkreises Altötting.
Das nächste Interview aus der Reihe “Menschen im BGM” stellt die Arbeit einer Frau vor, die sich unter lauter “harten Kerlen” im Metallbereich beweisen muss.
Ich freue mich wirklich sehr, wenn Sie Lust haben, hier einen Kommentar zu hinterlassen – quasi “als Mensch im BGM” für andere “Menschen im BGM” 🙂
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