Interview mit Tatjana Driediger

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In der Reihe „Menschen im BGM“ berichtet heute die Personalleiterin Tatjana Driediger von der Firma Motea GmbH in Wiehl über ihre Arbeit zum Thema Gesundheit.

Gesundheitsmanagement/-förderung in KMU

Interview mit Frau Driediger – Personalleiterin bei der Motea GmbH

Wie ich Frau Driediger kennengelernt habe … 

Auf dem „do care!-Kongress“ im September 2017! Ich machte so meine Runde, um mit einigen der mir noch unbekannten Teilnehmenden in Kontakt zu kommen. Und schließlich landete ich zum Mittagessen an einem netten Vierertisch, und es entspann sich ein lebhaftes Gespräch – an dessen Ende unter anderem die Idee zu diesem Interview aufkam.

Motea ist ein Online-Handel für Motorrad-Teile, Tuning-Teile etc. Das Unternehmen ist mit 10 Jahren noch recht jung. Es ist in dieser Zeit von 8 auf rund 100 Mitarbeitende angewachsen und hat inzwischen auch einen Standort im Ausland. Frau Driediger ist darin als Personalleiterin tätig, außerdem als Abteilungsleitung Buchhaltung und als kommissarische Logistik-Leiterin.

Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit?

Dass ich selbst Dinge erschaffen kann, zum Beispiel ein BGM-Konzept. Ich habe da freie Hand, natürlich in Absprache mit dem Geschäftsführer.

Das macht einfach Spaß.

Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Ich kann noch gar nicht viel vorweisen, aber das Thema Gesundheit kommt gut an bei den Mitarbeitern. Wir hatten neulich einen Schrittzähler-Wettbewerb, da haben sich tatsächlich alle angemeldet. Es gab einen amazon-Gutschein zu gewinnen.

Was die Erfolgskriterien sind? Für den Geschäftsführer zählt es sicher als Erfolg, wenn der Krankenstand sinkt.

Für mich selbst ist ein Erfolg, wenn die Mitarbeiter sich selbst so viel wert sind, dass sie für sich und die eigene Gesundheit sorgen.

Viele sorgen ja immer nur für die anderen, nicht für sich selbst. Zum Beispiel bei Müttern erlebt man das oft.

Wie kamen Sie überhaupt zum Thema Gesundheit?

Von Haus aus bin ich Groß- und Außenhandelskauffrau, habe mich dann fortgebildet und auch Personalmanagement studiert. Zum Thema Gesundheit informiere ich mich im Internet und gehe auch gern auf Tagungen. Insgesamt ist Gesundheit aber für mich erst seit recht kurzer Zeit im Fokus.

Das kam durch unseren Geschäftsführer. Dem Gründer von Motea ist es wichtig, seine Mitarbeiter zu unterstützen und ihnen was Gutes zu tun. Das Thema Gesundheit rückte dann bald auch in den Fokus, er möchte, dass die Leute gesund sind und sich wohlfühlen.

Und als wir so ein enormes Wachstum hatten und andere Strukturen geschaffen wurden, hat das einige Mitarbeiter verunsichert und schließlich zu Krankheiten geführt. Und da gab er mir den Auftrag, mich um das Thema Gesundheit zu kümmern.

Teambuilding, private Zeit miteinander verbringen lag ihm immer schon am Herzen. Wir haben auch Feiern, gemeinsames Bowling, die Teilnahme am jährlichen Adventslauf und andere Maßnahmen zur Teambildung genutzt. Zum Beispiel sind wir mal als Firma über ein Wochenende weggefahren. Und wir haben auch eine Fitness-Club-Mitgliedschaft für unsere Mitarbeiter.

Der Geschäftsführer kennt alle 100 Mitarbeiter beim Namen. Und ich auch.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Auf unsere Betriebsnachbarschaft: Das ist ein Pilotprojekt, vom BGF-Institut ins Leben gerufen, in dem 9 Firmen aus der Region sich zusammengeschlossen haben. Es gab eine Informationsveranstaltung, an deren Ende man entscheiden musste, ob man mitmachen möchte oder nicht.

Das war eine sehr gute Entscheidung, denn als Firmenverbund hat man ganz andere Möglichkeiten als als Kleinunternehmen. Allein schon von der Organisation und vom Budget her ist das ja alles nur anteilig zu bewältigen.

Wir hatten schon einen Aktionstag (Gesundheitstag), der in einem der Häuser stattgefunden hat; für jeweils 2 Stunden haben wir da kleine Gruppen von uns hingeschickt und die konnten daran teilnehmen.

Dann hatten wir den Schrittzähler-Wettbewerb, wo wir in 6 Wochen bis nach Rom gelaufen sind (1400 km!) – und da sind wir dann natürlich auch gegen die anderen Firmen gelaufen. Das schweißt zusammen und spornt an, auch wenn nicht jeder in Rom angekommen ist. Hauptsache, alle haben sich bewegen lassen und haben mitgemacht.

Und wir haben demnächst Veranstaltungen zu Ernährung und Rücken-Fitness.

Auch den Arbeitskreis Gesundheit gestalten wir über alle 9 Firmen hinweg. Das Thema BEM gehen wir auch demnächst an. Basis der Arbeit war der inqa-Check, um zu schauen, wo Bedarf besteht. In den meisten Unternehmen war es so, dass auch Angebote zum Gesund-Führen erforderlich sein werden. 

Wie haben Sie es geschafft, Gesundheitsmuffel zu Gesundheitsfans zu machen?

Das ist nicht so einfach. Einfach ein Angebot in den Raum stellen, reicht nicht. Man muss schon hingehen. Das habe ich dann auch gemacht: Ich bin hingegangen zu jedem persönlich und habe sie angesprochen.

Es sind meine Leute.

Und dass sich dann alle angemeldet haben, war ich schon sehr stolz darauf.

Was treibt Sie persönlich an?

Beruflich liebe ich es, mitgestalten zu dürfen, Abwechslung und sinnhafte Erfolge.

Wer unterstützt Sie?

Die Geschäftsführung und allen voran der Firmengründer.

Hatten Sie anfangs Zweifel? Wie haben Sie die überwunden? Was ist das Schwierige an der Arbeit?

Meiner Meinung ist der Mensch ein ganzheitliches Wesen, wo Seele, Geist und Körper eine Einheit bilden. Da empfinde ich es manchmal als schwierig, das zu vermitteln.

Für manche ist es schwer nachzuvollziehen, dass sich ein seelisches Problem sehr wohl in körperlicher Krankheit äußern kann.

Und genauso umgekehrt. Ich sehe da noch Berührungsangst, wenn es um psychische Dinge geht, z.B. psychische Belastungen, die auch am Arbeitsplatz manchmal Thema werden können.

Welche Tipps haben Sie für Neulinge im Bereich BGM?

Für KMUs ist es eine großartige Möglichkeit, über Betriebsnachbarschaften aktiv zu werden. Das sprengt das Budget nicht so, weil man dann nicht mehr allein agiert und man kann trotzdem aktives BGM mit schönen Angeboten betreiben.

Und was tun Sie für Ihre eigene Gesundheit?

Im gesundheitlichen Kontext gebe ich zu, dass mein innerer Schweinehund sehr dominant ist. Daher brauche ich eine gewisse Verpflichtung, um mich zu mobilisieren und Menschen, die mit mir mitmachen. Daher bin ich schon sehr lange Mitglied in einem Sportverein und dort in einer Volleyballmannschaft. Ich habe einen stabilen Freundeskreis, Menschen, mit denen ich gut reden und mich austauschen kann. Allen voran mein Mann, der auch mein bester Freund ist.

Ich bin davon überzeugt, dass eine gute soziale Einbindung ein sehr wichtiger Faktor für Gesundheit ist.

 

Liebe Frau Driediger,

ganz herzlichen Dank für diese spannenden Informationen zu Gesundheit in einem KMU. Ich bin sehr beeindruckt, wie viel möglich ist, wenn man sich zusammentut und mit anderen vernetzt. Wenn man bedenkt, dass Sie nur 10% Ihrer Gesamt-Arbeitszeit in das Thema Gesundheit investieren, ist es unfassbar, wie viel Sie schon geschafft und geschaffen haben. Ich wünsche Ihnen von Herzen weiterhin so viel Freude und Erfolg bei Ihrer Arbeit!

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